Kombi-Übung mit der Wasserwacht Dresden

Kanu

Schönes Wetter, viel Begeisterung, gutes Essen und viel gelernt.

Schönes Wetter, viel Begeisterung, gutes Essen und viel gelernt. So lässt sich der Samstag beschreiben, an dem die Abteilung Kanu des USV TU Dresden mit der Wasserwacht Dresden zusammen eine Kombi-Übung veranstaltet hat, um Rettungstechniken speziell bei Kanu-Unfällen zu üben.

In der Vorbereitung hat sich herausgestellt, dass es wenig fachliche Meinungen oder Material dazu gibt, wie vorzugehen ist, wenn ein Kanute in Not ist, sei es Erschöpfung, Bewusstseins- oder Bewegungsbeeinträchtigung oder Bewusstlosigkeit. So wurden die Übungen in zwei Teile geteilt.

Vormittags wurde motorlos Helfen und Retten geübt. Ziel war es den Kanuten in deren verschiedenen Zuständen aus dem Wasser (schwimmend), vom Rettungsbrett oder vom Rettungskajak aus zu helfen. Wie ist nun also am besten zu helfen? Dazu hat sich ein ganz klares „Es kommt drauf an“ herausgestellt.

Schwimmend kann man als Retter versuchen einen beeinträchtigten Paddler quasi als Außenborder ans Land zu schaffen. Ist er gekentert, funktioniert die „Hand Gottes“ im Wasser am besten. Dabei kann das Boot vom Retter alleine ohne Fremdhilfe wieder hochgedreht werden. Daraufhin kann Bewusstsein und zum Teil sogar die Atmung kontrolliert werden. Während das Boot nun vom Retter stabilisiert wird, kann dieser das Boot zum Land schieben. Hier kommt es jetzt darauf an, wie stark der Paddler im Boot eingeklemmt ist. Ist man alleine und der Paddler sitzt fest im Boot, kann es besser sein, ihn im Wasser noch aus dem Boot zu holen (Dazu wird er nochmals gekentert und während man die Beine und Hüfte aus dem Boot sortiert, zieht man den Rettling seitlich aus dem Boot). Das gleiche geht auch an Land, ist aber schwerer, da man hier zusätzlich gegen die Schwerkraft arbeiten muss, Hilfe durch Dritte ist von Vorteil. Die Übung endete mit Bewusstseins-, Atemkontrolle und dem Ablegen in der stabilen Seitenlage.

Vom Rettungsbrett/Rettungskajak: Einen erschöpften Paddler kann man sich einfach hinten anhängen und abschleppen. Jedoch sollte man darauf achten, dass der Kanute noch seine Richtung stabilisieren kann, da manche Boote beim Abschleppen dazu neigen sich seitwärts zu stellen und zu kentern. Ist jemand Bewusstseinseingetrübt oder Bewegungsbeeinträchtigt, kann es erforderlich sein, ihn/sie aus dem Boot aufs Brett oder Rettungskajak zu bekommen. Hierfür kann der Retter hinter dem Paddler rechts und links ans Boot greifen und dieses Stabilisieren, indem er sich herauflehnt. Handelt es sich um einen gekenterten Paddler, so ist die Hand-Gottes vom Brett oder Kajak aus genauso möglich und sollte der erste Versuch sein. Ist weitere Hilfe in Sicht, so sollte der Verunglückte stabilisiert werden und dann entschieden werden, ob man ihn/sie aus dem Boot holt oder Retter und Rettling zusammen ans Land schleppt. Allein ist es wahrscheinlich, dass man sein Rettungsgerät verlassen muss, um den Verunglückten ans Land zu bringen. Je nach Erfahrung kann versucht werden, den Bewusstlosen aus dem Boot zu holen und auf Rettungsbrett oder Rettungskajak zu bekommen. Sollte sich aber ein 60 kg Retter einem 100 kg Verunglückten gegenübersehen, erscheint diese Strategie nicht gerade vielversprechend.

Nach dem anstrengenden Vormittag war es zunächst Zeit für eine Kräftigung. Gemäß dem Motto „Paddeln ist gleich Essen“ wurde auch kräftig zugelangt und so war vom Kartoffel- und Nudelsalat nach dem Mittag nichts mehr vorhanden, sehr zum Erstaunen der Köchin. Dank Snacks und weiterem Obst, ist es jedoch zu keinen Defiziten gekommen.

Nachmittags wurden dann Rettungsszenarien von zwei Motorbooten (www.drk-dresden.de) ausprobiert, analysiert und geübt. Das 30 PS starke Schlauchboot „Henry“ bietet dank seiner Wendigkeit und Agilität die Möglichkeit direkt bis an den Betroffenen heranzufahren und Situationsgerecht zu handeln. Folgende Punkte haben sich dabei besonders herausgestellt:

  • Da man gut an erschöpfte oder beeinträchtigte Kanuten heranfahren kann, können diese einfach längsseits genommen werden. Entweder werden nun Paddler und Boot geschleppt oder der Paddler wechselt ins Motorboot, wobei Helfer das Kanu stabilisieren und das Boot wird anschließend längsseits mitgeschleppt.
  • Die Hand-Gottes ist auch von „Henry“ aus möglich, dank der niedrigen „Bordwand“. Ein Herausheben zu zweit ist umsetzbar, wobei einer der Retter hebt und der andere die Beine aus dem Boot sortiert.
  • Ein Abschleppen des Paddlers samt Kajak an der Leine ist möglich, je nach Bootstyp aber auch gefährlich, da manche Bootstypen (vor allem kurze Boote) dazu neigen sich quer zur Strömung zu stellen und damit anfällig für ein Kentern werden. Jedoch macht es auch riesigen Spaß!

 

Mit der über 100 PS starken „Elke“ mit absenkbarer Bugrampe, war die Rettungsübung besonders für uns Paddler ein Highlight. Hier hat sich dank der Übung, so denke ich, am klarsten ein Vorgehen herauskristallisiert, welches vorher niemandem so bewusst war.

  • Bei einem erschöpften oder beeinträchtigten Kanuten ist es besonders wichtig langsam und vorsichtig anzufahren! Da die „Elke“ nach oben breiter wird und somit leicht übers Wasser hinausragt, kann der Schwerpunkt der Kanute über sein Boot hinaus gedrückt werden, was ein Kentern fast unvermeidlich macht. Wichtig: Dem Paddler zurufen, dass er sich mit der vom Boot abgewandten Hand festhalten soll! Nicht mit der Hand zwischen Kanuten und Rettungsboot. So wird er sich selbst Stabilisieren. Nach dem Ablassen der Bugrampe kann der Kanute nun nach vorne geschoben werden und aufs Motorboot wechseln. Dabei sollte mindesten ein Retter das Boot stabilisieren. Ein zweiter Helfer kann an die Schwimmweste greifen und dem Rettling somit helfen.
  • Die Hand-Gottes sollte auf keinen Fall von einem hochwandigen Boot wie der "Elke" aus probiert werden. Die einzige Möglichkeit wäre über die Bugrampe, jedoch dauert die präzise Anfahrt lang und zudem läuft man Gefahr den Paddler unters Boot zu bekommen.
  • Als Vorgehen für einen gekenterten Paddler, der noch im Boot sitzt, hat sich deshalb folgendes bewährt: Schnelle Anfahrt, wobei am Rettling vorbeigefahren wird. Ein Retter springt ins Wasser, dreht den Kanuten hoch und stabilisiert ihn. Das Motorboot fährt nun mit geöffneter Bugrampe an und der Kanute wird samt Boot aufs Motorboot gezogen. Hier kann nun ein Vorgehen ähnlich wie an Land verfolgen. Der Verunglückte wird aus dem Boot gezogen und versorgt.

Etwas später als geplant waren diese Übungen abgeschlossen. Im Anschluss wurde noch zusammen gegrillt, wobei sich abermals die Gefräßigkeit der Anwesenden zeigte. Dennoch sind alle satt geworden. Und so blieb „nur“ noch die Nachbereitung.

Alles in Allem, eine sehr gelungene Übung. Gerne wieder!

nach oben